Mittwoch, 24. Januar 2018

Spanien – der Tag an dem vier Atombomben abgeworfen wurden

Nein, es ist kein schlechter Scherz, sondern dieses Ereignis hat wirklich stattgefunden. Am 17. Jänner 1966 hat die US-Air-Force, vier Atombomben über Spanien „verloren“.

Am 16. Jänner 1966 flog ein B-52-Stratofortress-Bomber von der Seymour Johnson Air Force Base in North Carolina mit vier Nuklearwaffen am Board, Richtung Europa. Sein Ziel war es an der Grenze zur damaligen Sowjetunion zu patrouillieren. Die Operation nannte sich „Chrome Dome“. Es handelte sich dabei, um ein Programm aus dem „Kalten Krieg“. Der Sinn war es, im Falle eines Krieges, 24 Stunden am Tag vorbereitet zu sein und umgehend zurückschlagen zu können.


Beim Rückflug in die USA kam es dann zum Unglück. Der B-52 Bomber sollte von einem KC-135-Tanker, über Spanien, betankt werden. Die beiden Flugzeuge näherten sich am 17. Jänner 1966, kurz nach 10h, in etwa 9.500 Meter Höhe an und stießen zusammen. Der Rumpf von KC-135 wurde aufgerissen und der Treibstoff ergoss sich sowohl über den Bomber, als auch über den Tanker. Die nun folgenden Explosionen, beschädigten beide Flugzeuge. Der Tanker KC-135 flog in die Luft und die sich an Board befindlichen vier Crewmitglieder starben. Im Bomber starben jene drei Männer, welche sich im hinteren Teil befanden. Die restlichen vier Besatzungsmitglieder betätigten den Schleudersitz. Drei von ihnen landeten/fielen ins Meer und wurden von Fischern gerettet. Captain Ivens Buchanan brannte in seinem Schleudersitz, weil ihn der Feuerblitz erfasste. Er stürzte zu Boden und überlebte ebenfalls.

Ein Fischer, welcher sich acht Kilometer von der Küste entfernt befand, gab an, die Explosionen, mit dem folgenden Trümmerregen beobachtet zu haben. Er sah auch fünf Fallschirme. Die drei überlebenden Besatzungsmitglieder, welche ins Meer stürzten sowie zwei andere... Den vierten schilderte er als toten Mann... Den fünften wiederum als halben Mann, dessen Eingeweide herausquillten... Ich komme zu Nummer 4 und 5 etwas später zurück...

Alle in Spanien stationierten Offiziere der Air Force stellen Truppen zusammen und brachten sie in Bussen nach Palomares, einem Bauerndorf an der Küste im Südosten Spaniens. Zu diesen Truppen gehörten auch Angestellte, Köche und Musiker... Im ganzen Dorf fanden sich Trümmer. Ein Wrackteil des Bombers wurde beispielsweise auf einem Schulhof gefunden. Am Abend war man glücklich darüber, dass es wenigstens unter den Dorfbewohnern weder Verletzte oder Tote zu beklagen gab.

Jetzt wurde es allerdings wirklich brenzlig. Das US-Personal musste nun nach den vier nuklearen Sprengköpfen, welche sich an Board von B-52 befunden haben, suchen. Die Bomben waren mit 1,45 Megatonnen etwa 100 Mal so explosiv, wie jene von Hiroshima (und zum Glück nicht atomar bestückt)... Die erste Bombe wurde intakt geborgen. Nummer 2 und 3 gingen allerdings hoch und hinterließen am Dorfrand Krater welche die Größe eines Hauses hatten. Wie gesagt waren sie zwar nicht atomar bestückt, streuten aber dennoch Plutonium wodurch die Felder der Umgebung verseucht wurden. Über das Plutonium und die Strahlung wurde damals allerdings nicht gesprochen...

Die Suche nach der vierten Bombe war auch nach tagelanger Suche nicht vom Erfolg gekrönt. Für die USA lediglich peinlich, für die Bevölkerung ein um so größeres Sicherheitsrisiko. Das Pentagon beauftragte die Ingenieure des Sandia National Labors in New Mexico damit, alle verfügbaren Daten zu berechnen, um herauszufinden wo die vierte Bombe sein könnte. Die Forscher waren sich zwar sicher, dass die Bombe im Meer landete, hatten aber viel zu wenige Daten, um den Fundort bestimmen zu können. Der Durchbruch erfolgte durch die Befragung jenes Fischers, welcher angeblich fünf Crewmitglieder auf den Fallschirmen gesehen haben wollte. Der von ihm als toter Mann wahrgenommene, war in Wahrheit die Bombe, welche an einem Fallschirm hing. Der angeblich „halbe Mann, dessen Eingeweide herausquillten“, war ein leerer Fallschirmsack, dessen Schlaufen in der Luft wehten! Aufgrund der Aussage des Fischers konnten die Ingenieure die Absturzstelle der Bombe berechnen. Es kam ein Gebiet von „lediglich“ 69 Quadratkilometern in Betracht.

Mitte März 1966 wurde die Bombe dann gefunden. Sie befand sich 770 Meter unter der Wasseroberfläche und zwar beinahe exakt dort, welche der Fischer als mögliche Absturzstelle beschrieben hatte. Am 24. März wurde versucht die Bombe zu bergen. Eine Stunde nach dem Beginn riss allerdings das Seil zur Bombe und diese versank erneut am Meeresgrund. Am 2. April wurde sie erneut gefunden und am 7. April mit der tatkräftigen Unterstützung von Kampftauchern geborgen.

Wie ging es mit dem spanischen Dorf Paomares weiter?

US-Soldaten „ernteten“ 240 Hektar Getreide, um es in den Savannah-River-Nuklearkomple in South Carolina, entsorgen zu lassen. Die US-Regierung bezahlte exakt 710.914 US-Dollar, um sich mit 536 spanischen Klägern außergerichtlich zu einigen. Jener Fischer, welcher die wichtigen Informationen zur Auffindung der vierten Bombe geliefert hatte, verklagte die US-Air-Force auf fünf Millionen US-Dollar und bekam 14.566 US-Dollar zugesprochen.

Die spanische Regierung forderte die US-Strategic-Air-Command dazu auf, die Flüge über Spanien einzustellen. Es kam nämlich zu Protesten der Bevölkerung, in denen „Yankee Mörder“ gebrüllt wurde. 1992 wurde die Operation Chrome Dome eingestellt.

Nach dem Unfall wurde zwar umgehend das Getreide und auch der Boden entfernt, jedoch gab es bei Tests in den 1990er Jahren einen extrem hohen Wert von Americium im Dorf. Dies ist ein Material, welches beim Zerfall von Plutonium entsteht. Es folgten weitere Tests, welche bewiesen, dass 50.000 Kubikmeter Boden, nach wie vor radioaktiv waren... 2015 stimmte die USA, mehr Boden abzutragen... Na bitte, das sind ja lediglich 49 Jahre nach dem kleinen Hoppala...

Die New York Times hat im Jahre 2016, vierzig US-Veteranen aufgespürt, welche zur „Aufräumaktion“ geschickt wurden. Das Ergebnis: 21 von ihnen hatten Krebs und 9 von ihnen sind daran gestorben. Das Problem ist allerdings, dass man Krebs nur schwer mit der Strahlung in Verbindung bringen kann. Es gibt bis heute keine einzige Studie, welche einen Zusammenhang zwischen Strahlung und Krebs beweisen kann...

Die US-Air-Force muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre Männer ohne Schutzausrüstung zur Aufräumaktion an die Absturzstellen schickte... Die Solden mussten sogar das Getreide aus Palomares essen. Die Spanier haben sich geweigert... Die US-Air-Force hat die Tests aus dieser Zeit verheimlicht. Diese haben eindeutig bewiesen, welchem hohen Plutoniumwert die Männer ausgesetzt waren.

Einer der Männer war derartig „voll mit Plutonium“, dass ihm geraten wurde sich im Meer zu waschen und seine Kleidung auszuziehen... Vier Jahre später bekam er Hodenkrebs und eine seltene Lungenentzündung. Außerdem ist der Krebs weitere drei Mal in seinen Lymphknoten aufgetreten. Wie sagt Mr. Kindler im Interview mit der Times am Ende selbst:„Ihr müsst verstehen, dass sie uns gesagt haben, alles sei sicher“, sagte Kindler.„Wie waren jung, wir haben ihnen vertraut. Warum sollten sie lügen?“

1 Kommentar:

  1. Nur Schde, dass keine in den Garten von peter Hartz gefallen ist. Er hätte es verdient und ich bin keineswegs neidisch !

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